Projektbericht 2 zum Projekt „50 Millionen Flüchtlinge – 50 Millionen Schicksale“

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Am 23.06.15 fand eine weitere Auflage des Workshops „50 Millionen Flüchtlinge – 50 Millionen Schicksale“ statt. Diesmal waren wir in der Klasse 6b der Astrid-Lindgren-Grundschule zu Gast. Die 18 Schüler und ihre Klassenlehrerin Frau Stange hießen uns sehr freundlich willkommen.
Die Diskrepanzen zwischen den Erwartungen und Vorstellungen der Schüler zum Thema Flucht und Asyl und der tatsächlichen Realität von Menschen, die flüchten müssen, erzielten bei den Schülern einen starken Lerneffekt. Beim Zusammentragen von möglichen Gründen für eine Flucht stellte sich heraus, dass die Schüler bereits über viel Wissen zu dem Thema verfügen und sich Begriffe aus den Medien wie „politische Verfolgung“ angeeignet haben. Dass jedoch Hungersnot, Naturkatastrophen oder Armut in der Augen der Politik keine triftigen Gründe darstellen, sondern nur politische Verfolgung und Krieg als Gründe für Asylgewährung anerkannt werden, überraschte sie. Bei den Dingen, welche die Schüler auf eine Flucht mitnehmen würden, gaben sie unter anderem leichte Bewaffnung an, um sich im Ernstfall verteidigen zu können.
Zum zweiten Teil des Workshops durften wir Anas und Nazir als Gäste begrüßen. Sie zeigten den Schülern die Stationen ihrer langen und beschwerlichen Fluchtwege mithilfe einer Karte auf. Sie berichteten auch von der Lage im kriegsgeplagten Syrien und dass sie in einer gewaltfreien Umgebung leben möchten. Daher wären sie niemals auf die Idee gekommen, Waffen auf ihrer Flucht mit sich zu führen. Viele der von den Schülern als notwendig erachteten Dinge konnten sie nicht mitnehmen oder verloren sie während der Flucht.
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Die Schüler waren durch die vorherigen Aufgaben sensibilisiert und verhielten sich den Gästen gegenüber sehr aufgeschlossen und einfühlsam. Sie stellten den beiden viele interessierte Fragen, um sie besser kennenzulernen und hörten ihren Ausführungen aufmerksam zu. Anas und Nazir beantworteten Fragen zu ihren Familien, Hobbies und wie sie sich in Deutschland fühlen. Es kam ein intensiver Austausch zustande und die Konfrontation mit der Trennung von Familie und Freunden sowie den Lebensumständen als Flüchtling riefen bei den Schülern echte Anteilnahme hervor. Und so nahmen diese bereits die Frage vorweg, was sie tun können, um Flüchtlingen zu helfen und ihnen das Ankommen in Deutschland zu erleichtern. Nazir wünschte sich, erst einmal einfach respektiert zu werden und Verständnis für die Lage als Flüchtling zu erhalten. Niemand lasse schließlich leichten Herzens seine Heimat, Familie und Freunde zurück, auch wenn es um das Überleben gehe. Die Schüler sammelten in der Pause heimlich Geld zusammen und überreichten es ihren völlig überraschten Gästen stolz mit dem Statement “We respect you!“
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Doch sie haben auch begriffen, dass es nicht in erster Linie auf Spenden ankommt, sondern den Geflüchteten freundlich gegenüber zu treten und auch im Alltag zu helfen. Sie lieferten weitere wertvolle Vorschläge, wie zum Beispiel bei Wahlen mit den Eltern zu sprechen, damit diese Parteien mit flüchtlingsfreundlichem Programm bevorzugen. Auf große Begeisterung stieß der kleine Arabisch-Sprachkurs am Ende und den eigenen Namen in kunstvoller arabischer Schrift geschrieben zu sehen.
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Die unpersönlichen Berichte über Flüchtlinge und Zahlen aus den Medien haben an diesem Nachmittag für die Schüler konkrete Gesichter und dazugehörige Lebensgeschichten bekommen. Sie haben somit einen neuen Zugang und tieferes Verständnis für das Thema Flucht gewonnen. Für das eigene Leben haben sie Handlungsoptionen erhalten, welche sie in den Alltag integrieren können. Ihre zahlreichen Ideen lassen hoffen, ein nachhaltiges Bewusstsein für die Situation von Flüchtlingen geschaffen zu haben und vielleicht sogar Botschafter für dieses Thema innerhalb unserer Gesellschaft.

 

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